Die Anfänge der Deutschen Schule Durban
Im Januar 1971 versammelten sich 18 Kinder aus 2 Schülerjahrgängen und ihre Eltern, die aus Deutschland stammende Frau Ute Wolf, ihre zukünftige Lehrerin und 1. Schulleiterin, und einige Herren in einem Klassenraum des vierklassigen Schulgebäudes in der Sarnia Road.
Die Lehrerin begrüßte Kinder und Eltern und versprach ihnen eine schöne und fruchtbare Schulzeit.
Die Deutsche Schule erhielt von Anfang an freundliche Unterstützung von Schulleiter Labuschagne von der auf der anderen Seite der Sarnia Road liegenden Afrikaans Laer Skool, welcher unserer Schule eine seiner Hilfskräfte für die wöchentliche Reinigung überließ, seine Aula für Theateraufführungen zur Verfügung stellte und auch sonst stets mit Rat und Tat half.
Die zahlreichen in Pinetown, New Germany und Umgebung wohnenden Kinder konnten, wenn sie von ihren Eltern zum Bahnhof Pinetown gebracht wurden, mit der Eisenbahn selbständig zum Bahnhof Rossburgh fahren, von wo es nur wenige Minuten zu Fuß zur Schule waren.
Die Eltern waren mit Frau Wolfs Unterricht sehr zufrieden, und Religionsunterricht erteilten der evangelische Pastor Werner Köhne und eine Nonne.
Der Beschluss, ab Januar 1971 mit dem Unterricht zu beginnen, war in der Hoffnung gefallen, das Auswärtige Amt werde trotz der pessimistischen Meinung Konsul Breitgrafs eine finanzielle Förderung doch noch genehmigen. Das Auswärtige Amt sagte damals nämlich: „bedrucktes Papier kriegen Sie von Bonn genug, aber kein Geld“.
Die Finanzlage war drei 3 Jahre lang sehr kritisch. Bei Unterrichtsbeginn befanden sich etwas mehr als ZAR 4.000 in der Kasse. Einnahmen waren Schulgeld, welches ZAR 120,- im Jahr betrug, und bescheidene sonstige Einnahmen. Davon waren das Lehrergehalt und sonstige Kosten zu zahlen, was auf einen jährlichen Zuschussbedarf von rund R 3.500,- hinauslief.Wegen der Ausdehnung des Unterrichts auf höhere Klassen stiegen deshalb die Kosten in jedem Jahr an.
Die Finanzlücke konnte bis Ende 1974 u.a. durch Spenden von Durbaner Privatleuten und der Mutterhäuser von in Südafrika vertretenen deutschen Firmen geschlossen werden. Die Firmen waren um Spenden gebeten worden, nachdem ihre Anschriften mit Hilfe der Deutsch-Südafrikanischen Handelskammer festgestellt worden waren.
Ab Januar 1974 wurde die erfahrene, in Melmoth/Natal aufgewachsene, Lehrerin Hildegard Garz bei der DSD angestellt. Da die Finanzlage die Anstellung einer Schulsekretärin nicht zuließ, wurden deren Aufgaben, wie zum Beispiel die Überwachung der Schulgeldzahlungen, wie auch Bestellung und Bezahlung von Materialien aller Art von Herren des Vorstands wahrgenommen, was für diese eine große Belastung war.
Vonseiten der deutschen Auslandsvertretungen gab es keine Probleme, nur Freundlichkeiten. Altkonsul von Falkenhausen setzte sich bei dem ihm bekannten „Heini“ Blohm, Vorsitzender von Volkswagen Südafrika, erfolgreich wegen der Spende eines Kleinbusses für die DSD ein, der Anfang 1973 geliefert wurde. Gefahren wurde er von der Lehrerin, Frau Wolf.
Konsul Breitgraf befürwortete eine jährliche Schulbuchhilfe des Auswärtigen Amtes für aus Deutschland stammende Schulbücher, die auch genehmigt wurde und ab 1973 zur Verfügung stand. Außerdem lud er den damaligen Deutschen Botschafter, Herrn Sonnenhol mit Frau zu einer Besichtigung der Deutschen Schule Durban ein, welche das Botschafterpaar 1974 besuchte und sehr positiv beeindruckt war. Anschließend versprach der Botschafter, sich nach Kräften für die Aufnahme der DSD in das finanzielle Förderprogramm des Auswärtigen Amtes als sogenannte. „Zubringerschule für die Deutsche Schule Hermannsburg“ einzusetzen. Sowohl er selbst als auch der Konsul waren jetzt sicher, dass auch für die DSD schon bald in Bonn eine regelmäßige Finanzhilfe genehmigt werden würde.
Beide hatten sich jedoch getäuscht. Mitte 1974 benachrichtigte Konsul Breitgraf den Vorstand, dass der Antrag auf finanzielle Unterstützung vom Auswärtigen Amt abgelehnt worden sei. Jetzt schien es unvermeidlich, die Deutsche Schule gegen Ende des Schuljahrs zu schließen. Der Vorstand teilte dies den Eltern und den Lehrerinnen mit großem Bedauern mit.Was nun geschah, klingt wie ein Märchen:
Einer der Herren des Vorstands hatte gehört, dass die Durbaner Firma Mission Mailing Services seit langem erfolgreich in den USA Spenden für die Missionsschulen der katholischen Diözese Durban warb.
Mission Mailing Services war bereit, auch Spendenwerbebriefe für die DSD nach Deutschland zu versenden. Weil es keine andere Wahl gab, entschloss sich der Vorstand zu einer Versuchssendung von 5.000 Briefen, welche Anfang Oktober 1974 per Luftpost hinausgingen. Sie trafen auf eine so fantastische Hilfsbereitschaft, dass wenige Tage vor Weihnachten 1974 klar war, die Deutsche Schule könne mit Hilfe von in Deutschland geworbenen Spenden weiter bestehen bleiben. Das teilte der Vorstand den Eltern und Mitarbeiterinnen kurz vor Weihnachten 1974 als schönes Weihnachtsgeschenk mit.
Bald meldeten sich zahlreiche Spender beim Auswärtigen Amt, die sich über die fehlende Förderung von Durbans Deutscher Schule beklagt hatten. Viele schrieben auch die Deutsche Schule selbst an, sodass eine recht umfangreiche Korrespondenz entstand, zu deren Bearbeitung Frau Eva Gutschmidt eingestellt wurde, welche diese Tätigkeit über 40 Jahre lang mit Freude ausübte. Die Zahl der monatlich versandten Briefe wurde 1975 erheblich erhöht, um schnell einen ausreichenden Bestand an Stammspendern aufzubauen, was auch gut gelang.
Zur Verstetigung zukünftiger Ausgaben der Schule gründeten Dr. Bünger und Altkonsul von Falkenhausen den A. von Falkenhausen Trust, dessen Ersteinlage von R 1.000,- beide je zur Hälfte aufbrachten. Nach einem Abkommen von Schulverein und Trust sollte der Trust in Zukunft für die Spendenwerbung zuständig sein und die eingehenden Beträge verwalten.
Zu Beginn des Schuljahrs 1975 war es möglich geworden, neue Lehrkräfte einzustellen, darunter als Schulleiter den bisher in Kroondal tätig gewesenen Dieter Faulhaber und auch eine Sekretärin. Es ging aufwärts.
In den vergangenen drei Jahren hatten sich die Eltern der Schüler, die Lehrerinnen und die Vorstandsmitglieder, der vorherige und der jetzige Konsul, der Botschafter und nicht zuletzt die Spender als prächtige Menschen gezeigt, denen die deutsche Kultur eine Herzensangelegenheit war. Nun war die Zeit der drängenden Sorgen vorbei. Die Helfer der ersten Stunde sind stolz darauf, was ihre Nachfolger geschaffen haben, und wünschen der DSD viel Gutes weiterhin.
Dr. Fritz Bünger früher: New Germany
heute: Düsseldorf